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Im Wettbewerb um die besten Köpfe fühlen sich Arbeitgeber immer mehr dazu gezwungen, ihren Arbeitnehmern Zusatzleistungen zu bieten. Edenred, der internationale Marktführer in Sachen Benefits für Mitarbeiter, bietet diese steuerfrei für Restaurants, Lebensmittel und Geschenke an. Die Transaktionen funktionieren – auch dank der Zusammenarbeit mit Mastercard – vollkommen digital und kontaktlos.
Von Papiergutscheinen über recycelte Plastikkarten bis hin zu den beliebten digitalen Bezahlmöglichkeiten Apple Pay bzw. Google Pay: Das internationale Unternehmen Edenred hat sein Portfolio in den letzten fünf Jahren beträchtlich ausgeweitet. Diese rasche Erweiterung der Services ist nicht zuletzt der Zusammenarbeit mit Mastercard geschuldet – das internationale Technologieunternehmen versucht immer mehr, mittels digitaler Innovation in die Fintech-Schiene zu gelangen. Um das und noch einiges mehr zu erörtern, trafen wir den General Manager von Edenred Österreich, Christoph Monschein, und den Country Manager von Mastercard Österreich, Christian Rau, zum Interview.
Thema waren dabei unter anderem steuerfreie Mitarbeiterbenefits und das Zahlungsverhalten der Österreicher. Hier wurden in den letzten Jahren grosse Sprünge in Richtung Digitalisierung gemacht – so haben sich beispielsweise die Transaktionen über Apple Pay und Google Pay im Jahr 2021 vervielfacht, und auch die mobile Zahlung durch Edenred Pay konnte einen massiven Zuwachs verbuchen.
Während bei Mastercard die meisten sofort wissen, worum es geht, sieht das bei Edenred noch anders aus: Herr Monschein, können Sie uns kurz erläutern, was Ihr Unternehmen anbietet?
Christoph Monschein (CM): Wir sehen uns bei Edenred als ein sehr purposeorientiertes Unternehmen, wobei unser Purpose „Enrich connections. For good“ heisst. Das bedeutet für uns, dass wir nachhaltige Geschäftsbeziehungen mit Mehrwert etablieren wollen. Es ist unser Ziel, langfristige Partnerschaften, zum Beispiel mit Mastercard, zu fördern. Aber was genau tun wir? Oder: Warum sprechen wir so viel über Partnerschaften? Im Grunde ist unser Geschäftsmodell in Österreich, dass wir ein Anbieter von steuerfreien Mitarbeiterbenefits sind. Wir wollen vor allem Unternehmen mit deren Mitarbeitern verbinden. Den Benefit, den die Mitarbeiter bekommen, können sie in unserem Partnernetzwerk einlösen. Dazu zählen zum Beispiel Restaurants, Supermärkte oder bestimmte Geschäfte.
Welches Ihrer Produkte ist in Österreich am beliebtesten?
CM: Wir haben genau genommen drei Produkte, auf die wir sehr fokussiert sind. Zum einen wäre das der steuerfreie Geschenkgutschein Ticket Compliments, der hauptsächlich zu Weihnachten verkauft wird, aber auch gerne unterjährig als Zeichen der Anerkennung genützt wird. Über das Jahr verteilt ist unsere zweite Produktgruppe sehr beliebt, nämlich der Zuschuss zum Mittagessen. Da unterscheiden wir zwischen Ticket Service und Ticket Restaurant. Bei Ticket Service bekommt der Mitarbeiter einen Zuschuss zur Jause aus dem Supermarkt, bei Ticket Restaurant gibt es einen Gutschein für Restaurants oder den Lieferdienst. Am beliebtesten ist sicher Letzteres, der Grund dafür lässt sich auch ganz einfach mathematisch erklären: Die Geschenkgutscheine sind bis 186 € steuerfrei. Ticket Service ist bis zu 440 € steuerfrei, Ticket Restaurant bis zu 1.760 € im Jahr. Das ist der grösste Steuervorteil sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer – und damit freuen sich alle am meisten über dieses Produkt.
Warum ist es so wichtig, als Arbeitgeber Zusatzleistungen für seine Mitarbeiter anzubieten?
CM: Also ich denke, da gibt es viele Gründe. Ganz vorneweg würde ich sagen: Mit zufriedenen Mitarbeitern wächst das Unternehmen, die Mitarbeiter müssen heutzutage mehr im Fokus stehen. Da ist einerseits eine Entlohnung gut und wichtig, aber letzten Endes geht es um das Gesamtpaket. Steuerfreie Zusatzleistungen sind bei diesem Gesamtpaket nur ein kleiner Teil, andere wichtige Komponenten sind etwa flexible Arbeitszeiten oder die Arbeitsplatzwahl.
Diese Aspekte haben sich vor allem während der Pandemie stark verändert. Dadurch, dass sehr viele Mitarbeiter im Homeoffice waren oder sind, ging für viele die Bindung zum Unternehmen und zum Arbeitgeber verloren. Eine Studie des Strategieberaters McKinsey zeigt auf, dass 60 Prozent der Arbeitnehmer sich zumindest passiv nach einem neuen Job umschauen. Genau deshalb ist es wichtig, den Arbeitnehmer mit Zusatzleistungen stärker an das Unternehmen zu binden, um seine Loyalität zu stärken. Zusatzleistungen zum Mittagessen oder Gratis-Jahreskarten für den öffentlichen Verkehr sind auch im Bewerbungsprozess sehr gefragt. Bewerber erwarten sich fast, dass es neben dem Gehalt irgendwelche Benefits gibt. Ich glaube, dass sich der Markt dahin gehend verändert hat, dass sich der Arbeitgeber beim Arbeitnehmer bewerben muss. Und natürlich sind Arbeitnehmer angesichts der derzeit extrem hohen Inflation sehr dankbar für jede Hilfe, die sie bekommen können, um ihre Kaufkraft zu stärken.
Inwiefern profitiert denn die lokale Wirtschaft von den Edenred-Produkten?
CM: Unsere Produkte haben einen zielgerichteten Steuervorteil. Ticket Restaurant darf beispielsweise nur in Restaurants eingelöst werden – und davon profitiert die lokale Wirtschaft gewaltig. Wenn der Staat beispielsweise jedem eine gewisse Summe Geld überweist, dann darf jeder damit machen, was er will; manche werden es ausgeben, andere sparen oder anlegen. Unsere Gutscheinkarten hingegen fliessen sofort wieder in die Wirtschaft zurück und werden somit ganz gezielt angewendet. Das hat auch unsere letzte Food-Umfrage ganz deutlich gezeigt: Zahlreiche Restaurantbesitzer gaben hier an, dass sie während der Coronakrise dank der Gutscheine Bestandskunden halten und Neukunden gewinnen konnten.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit Mastercard genau aus?
CM: Mastercard und Edenred haben eine gemeinsame Tochterfirma gegründet, über die alle Zahlungen abgewickelt werden. Alle Papiergutscheine haben sich dank dieses Joint Ventures zu digitalen Prepaidkarten oder zu digitalen Bezahllösungen entwickelt.
Christian Rau (CR): Ganz genau. Mastercard ist ein Unternehmen, das zwar hauptsächlich für seine Kreditkarten bekannt geworden ist, wir selbst geben aber keine Karten an KonsumentInnen und Unternehmen heraus. Das heisst, wir sind ein B2B-Unternehmen mit dem Auftrag, die drei Milliarden Karten von rund 25.000 Finanzinstituten an 80 Millionen physischen Akzeptanzlocations zur Geltung zu bringen und funktionieren zu lassen. Unser Auftrag ist es dabei, das Bezahlen einfach, sicher und bequem zu machen. Durch die Zusammenarbeit von Edenred und Mastercard kann überall, wo es ein Mastercard-taugliches Terminal gibt, mit den Edenred-Produkten bezahlt werden. Natürlich gibt es da auch Limitierungen – so können die steuerfreien Produkte für Restaurants oder Lieferdienste eben nur dort verwendet werden.
Wie sieht denn die Zukunft des Bezahlens aus?
CR: Menschen wollen eigentlich nicht bezahlen, sie wollen Lebensmittel einkaufen, Filme streamen oder Musik-Abos abschliessen. Das heisst, Bezahlen ist typischerweise eine sekundäre Funktion oder eine Ableitung von den Dingen, die wir im Leben wirklich machen möchten. Und das ist, glaube ich, auch ein wichtiger Kernpunkt: Das Bezahlen muss in den Lebenswandel der Menschen passen. Nicht zuletzt seit der Pandemie sehen wir, dass sich das Leben der Menschen verändert hat – Lebensmittellieferungen über Lieferdienste haben beispielsweise einen extremen Aufschwung erlebt. MP3s oder CDs kauft man schon lange nicht mehr, da heutzutage typischerweise jeder ein Streamingangebot hat. Die meisten jungen Menschen kennen keine Videotheken mehr, die kennen Netflix und Amazon Prime. All diese neuen Wertschöpfungsketten werden bei Mastercard integriert – somit wird die Tätigkeit des Bezahlens durch die Digitalisierung immer weiter in den Hintergrund rutschen. Dieser Komfort des neuen digitalen Lebenswandels der Menschen darf aber nie auf Kosten der Sicherheit gehen – all die beliebten neuen Funktionen wie Apple Pay oder Google Pay müssen in allererster Linie vor allem eines sein: sicher!
Die Digitalisierung spielt also auch beim Bezahlen eine immer grössere Rolle?
CR: Ja, auf jeden Fall. Wir sehen, dass beispielsweise der PC immer weiter in den Hintergrund rückt und Menschen Einkäufe hauptsächlich über ihre Mobiltelefone abwickeln. Ich besuche beispielsweise morgens regelmässig den Bäcker unter meinem Büro; wenn ich da mein Frühstück hole, will ich nicht all meine Taschen nach vier oder fünf Euro Bargeld durchsuchen oder vielleicht noch zur Bank laufen und Geld abheben. Ich will schnell bezahlen, am liebsten mit meinem Handy. Ich glaube, würde es diese komfortable Option nicht geben, hätte ich bis jetzt viel weniger dort gekauft.
Das sah früher anders aus?
CR: Genau! Wenn ich mir die Generation meiner Eltern anschaue, dann haben die immer zwei Dinge mitgenommen, wenn sie das Haus verlassen haben, nämlich den Schlüssel und die Geldbörse. In unserer Generation würde niemand ohne Handy ausser Haus gehen, warum auch? Die Geldbörse hat man mit Apple Pay sowieso am Handy, bald wird man auch mit dem Mobiltelefon die Haustür aufsperren können. Dennoch werden wir immer noch als Kreditkartenunternehmen bezeichnet, das hören wir aber nicht besonders gern. Wir sind ein Technologieunternehmen im Bezahlumfeld.
Sie haben beide angesprochen, dass viele der Digitalisierungsschritte im Zuge der Pandemie begonnen haben. Werden diese nach der Pandemie bestehen bleiben?
CM: Aus unserer Sicht definitiv ja, obwohl wir schon vor der Covid-Krise digitaler Marktführer waren. Aber die Krise hat für uns auch dazu geführt, dass viele Kunden angefangen haben, statt Papiergutscheine unsere Prepaidkarten und unsere Apps zu nutzen. Wer dann einmal diesen Weg gegangen ist, geht nicht mehr zurück. Im Gegenteil: Ich glaube, es wird noch eine extreme Zunahme von kontaktlosen Möglichkeiten geben.
CR: Wir bei Mastercard konnten mehrere Trends während der Pandemie beobachten: zum einen den Rückgang von Bargeldzahlungen im stationären Handel, zum anderen den Zuwachs der NFC-Zahlungen. Man hat gesehen, dass 85 Prozent aller Kartenzahlungen in Österreich kontaktlos stattgefunden haben, wobei dieser Wert bis jetzt stabil geblieben ist. Ein weiterer Punkt ist das Wachstum im E-Commerce: Hier konnten wir beobachten, dass 85 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen regelmässig online einkaufen. Ich denke, dass viele Menschen im Zuge der Pandemie tradierte Verhaltensweisen aktiv infrage gestellt haben, und all die Vorteile wie Komfort oder Sicherheit haben die Kunden überzeugt und werden hoffentlich auch langfristig überzeugen.
Text: Lela Thun
Fotos: David Visnjic
Dieser Advoice erschien in unserer Ausgabe 3–22 zum Thema „KI“.