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Philipp Mans Begeisterung fürs Uhrengeschäft begann mit einem Ferienjob.
Philipp Mans Begeisterung fürs Uhrengeschäft begann mit einem Ferienjob. 2012 gründete der Schweizer Chronext, einen Onlinemarktplatz für Luxusuhren. Das Geschäft boomt, 2018 soll ein Umsatz von 100 Millionen € erreicht werden.
Wieso gründet man als junger Mensch einen Onlinemarktplatz für Luxusuhren?
Ich habe mich schon immer für Uhren interessiert. In den Schulferien begann ich, in einem Uhrengeschäft zu jobben. Nach dem Studium arbeitete ich unter anderem bei Glencore. Ich und mein Mitgründer überlegten damals, welche Produkte sich ähnlich wie Aktien oder Rohstoffe handeln lassen. Wir landeten bei Luxusuhren und gründeten Chronext 2013 in unserer WG.
Wie funktioniert das Geschäftsmodell? Nehmen Sie lediglich Gebühren für abgeschlossene Transaktionen?
Wir haben sehr wenig Eigenbestand, aber rund 900 Händler, die über uns verkaufen. Wir übernehmen die Logistik, Abwicklung etc., im Hintergrund stehen aber Händler. Dadurch bieten wir die Vorteile eines Marktplatzes, es fühlt sich aber an wie ein Onlineshop.
Wie viel Umsatz erzielt Chronext?
Wir haben 100 Mitarbeiter in Europa und den USA. Und wir wollen spätestens 2018 100 Millionen € Umsatz machen, wir sind schon 2017 nahe dran. 2022 soll der Umsatz dann bei 500 Millionen € – oder höher – liegen.
Reicht das, um profitabel zu sein?
Wir könnten das Geschäft sehr schnell auf Profitabilität trimmen und arbeiten in einigen Märkten bereits profitabel. Unser Fokus ist zurzeit aber das Wachstum, wir wachsen 200 bis 300 Prozent pro Jahr. Unsere wichtigsten Märkte sind DACH, die USA und UK.
Ist Asien ein Thema?
Ja. Aber wir wollen erst mal Märkte erschliessen, die wir kulturell kennen. Zudem ist die Logistik in Asien eine ziemliche Herausforderung. Asien ist also für die Zukunft interessant. Bis wir die USA erschlossen haben, dauert es aber sicher noch ein paar Jahre.
Sind Ihre Kunden denn deutlich jünger als im traditionellen Uhrenhandel?
Ja, unsere Kunden sind jünger, etwa Ende 30. Die junge Generation recherchiert völlig anders als ältere Menschen. Die Luxusuhrenbranche hat grosse Probleme, etwa wegen Smart Watches oder dem Graumarkt (Verkauf von Neuware ausserhalb der Kontrolle des Produktherstellers, Anm.), dem wir natürlich nicht angehören. Doch auch die Daseinsberechtigung für mechanische Uhren bei Jungen ist ein Thema. Wir haben enge, partnerschaftliche Beziehungen zu den Marken, machen den Markt aber transparent und „convenient“ für Menschen, die mit Amazon aufgewachsen sind.
Welche Marken sind besonders gefragt?
Klassiker wie Rolex, Omega, Breitling sind stark. Aber auch etwas weniger bekannte Marken wie Nomos oder Sinn, funktionieren gut.
Wird der Uhrenhandel in Zukunft nur noch online stattfinden?
Stationärer Handel hat definitiv eine Berechtigung. Wir haben in London selbst einen physischen Shop – und wollen weitere eröffnen. Ein Vorbild ist da Apple, die ihre Shops zu einem Erlebnis machen. Der Unterschied ist aber, dass die Kunden nicht nur aus einer, sondern aus mehreren Marken auswählen wollen. Stationärer Handel wird also weiterhin existieren, aber eher als „Enabler“ für Online.
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Fotos: David Višnjić